Egon – Der blinde Errant an der Wand des Sensoriktunnel

Ausgehend von meiner Idee des Sensoriktunnels, den ich andernorts auch in größeren und kleineren Skulpturen geschaffen habe, lebe ich in der Vorstellung, dass der Mensch in Anlehnung an Arthur Schopenhauers Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“, letztendlich nur in einer Welt existiert, die durch die Informationen seiner Sinne geprägt ist. Hierzu verweise ich auch auf die Ausführungen von Lucius Aenneus Seneca, dem Jüngeren: „Nihil in intellectu, quod non erat ante in sensu!“ („Nichts gelangt in den Verstand des Menschen ein, es sei denn, es ist durch die Pforten der Sinne gegangen!“). In einem solchen Sensoriktunnel akzeptieren einige Menschen das Leben in dieser Welt, so wie sie ist. Andere, neugierige Menschen, von mir „Erranten“ genannt, wollen erforschen, ob es hinter der Wand des uns einzäumenden Tunnels noch etwas Weiteres gibt. Obwohl sehend, blind oder taub, werden diese Erranten sich bemühen, mehr über den Anfang und das Ende unseres Lebens und vor allem das Draußen vor unserem Leben zu erfahren. Die Wand des Sensoriktunnels in der Skulptur „Egon – Der blinde Errant an der Wand des Sensoriktunnels“ ist nicht streng kreisförmig oder eckig strukturiert, sondern ähnelt in meiner Vorstellung etwa den Wandbegrenzungen einer Herzkammer mit vielen Trabekeln und Unebenheiten. In einer Hand hält der blinde Errant Egon den Blindenstab, während er mit der anderen Hand an der Wand auf der Suche nach einen Durchgang in die Welt dahinter herumtastet. Wir als Menschen können in unserer Entwicklung und hier auf der Erde nur spekulieren, was sich hinter der unsere Welt umgebenden Wand tatsächlich befindet.