Atmakom Lolo 19

Auf einem im Hier und Diesseits gelebten Leben folgt nach mythischen und religiösen Vorstellungen jenseits der rein wissenschaftlich messbaren Welt ein Weiterleben in einer Nachtodeswelt. Dort wird eine weiterverlaufende übernatürliche Wirklichkeit angenommen. Für solche Annahmen sprechen sicher die vorhistorischen Bestattungskulturen. Unter den Kulturen aus der schriftlich überlieferten Zeit beschreibt der Hinduismus, den ich bei meinen vielen Reisen nach Indien kennenlernte, ein sehr komplexes Bild vom Jenseits, zum Beispiel mit dem Kreislauf der Reinkarnationen. Das individuelle Selbst des Menschen, das bei allen Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen unverändert bleibt, betrachtet der Hinduismus als Prinzip den Atman. Wie die anderen Stahlskulpturen aus meiner Serie der Empfangswesen am Übergang vom Diesseits zum Jenseits entspricht „Atmakom Lolo 19“ einem virtuellen laufenden sowie fliegenden Mischwesen am Übergang vom Diesseits zum Jenseits. In die Flügel und die Schenkel von „Atmakom Lolo 19“ sind auf jeder Seite neunzehn runde Zierlöcher eingestanzt, an der man diese figurale Symbolisation in einer Mischung aus Engel und geflügeltem, tierisch laufenden Lebewesen erkennen kann. Am Rücken trägt das Wesen zwei elliptoide Flügel mit jeweils vierzehn Perforationen. Das ergibt zusammen mit fünf weiteren runden Löchern die Kennzahl 19. Die Skulptur trägt einen hoch aufgerichteten Kopf. Lolo 19 ist also auch ein Kopfwesen, das sich des Geistigen des Verstorbenen mit Geist, Gefühl und Seele annimmt. Wie eine Blume ist der Körper des Menschen durch den Tod verwelkt und in seiner stofflichen Existenz hingeschieden. Die Lebenskraft und die Zukunft wird aber als seelisches und geistiges Inhaltswesen in einer Jenseitswelt überführt, von der wir leider nicht genau wissen, wo sie liegt.