Ideenvogel des übertragenen Kreises

Neben dem Punkt und der geraden Linie gehört der Kreis zu den ältesten Elementen der vorgriechischen Geometrie. Bereits im ägyptischen „Papyrus Rhind“ (ca. 2.000 v. Chr.) ist belegt, dass die alten Ägypter den Flächeninhalt des Kreises auf ±0,9% genau berechnen konnten. In der griechischen Antike hat sich bereits Thales von Milet u. a. intensiv mit dem Kreis beschäftigt. Der berühmte Philosoph Platon schrieb in seinem Werk „Parmenides“ über den Kreis: „Rund ist doch wohl das, dessen äußerste Teile überall vom Mittelpunkt aus gleich weit entfernt sind!“. Archimedes aus Syrakus führte das Problem der Quadratur des Kreises ein, also die Umformung des Eckigen in das Runde. Er nähert sich auch schon der Zahl π=3,143 für den Umfang eines Kreises zwischen 3 10/71 und 3 1/7 im Verhältnis zu seinem Durchmesser. Die Transzendenz der Zahl π wurde von dem Mathematiker Ferdinand von Lindemann im Jahr 1882 bewiesen – Das bedeutet, dass es keinen genauen Wert von π gibt. Das Kreissymbol spielt in meinen Skulpturen eine große Rolle. Denn der Buchstabe „π“ aus der babylonischen/arabischen Arithmetik ist ein Buchstabe, eine Weltvorstellung und auch eine Zahl beziehungsweise die gesamte Funktion des Kreises. Diese komplizierte technische Vorstellung hat den konstruierenden Menschen, den Homo Faber, immer wieder sehr bewegt. Mit der symbolisierenden Figur des Ideenvogels gehe ich davon aus, dass auch diese Idee einer großen Zusammenfassung zwischen Schrift, Zahl, Funktion und Mathematik dem Menschen näher gebracht werden muss, damit er diese Zusammenhänge versteht und sie dann auch trotz ihrer Transzendenz für sein Schaffen nutzen kann, zum Beispiel im Anfertigen von Rädern, runden Scheiben, Deckeln, Tunneln usw. In meiner Vorstellung ist die Kreisfunktion überwiegend männlich, denn sie stimuliert den männlichen Tatendrang ins Faustisch-Konstruktive hinein.