Johannes Kepler

In meinen langjährigen Vorlesungen zum Thema „Gestaltung in Wissenschaft und Kunst“ an der Universität Würzburg (1976–2004) habe ich mich immer wieder auf vier Quasi-Initiatioren des geistigen Bodens in der Neuzeit bezogen. Zu ihnen gehörte Johannes Kepler, der zweite in dieser Reihe, dem diese Skulptur gewidmet ist. Das Durchsichtige in der Struktur der Skulptur hebt das Geistige Keplers hervor. Im Arm trägt er sein System der elliptischen Planetenumkreisung um die Sonne. Johannes Kepler (1571–1630) war ein deutscher Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom, Astrologe, Optiker und evangelischer Theologe. Im Jahr 1600 ging Kepler zu Tycho Brahe, meinem ersten Prototypen für die geistige Öffnung der Neuzeit. Brahe war in Prag bei Kaiser Rudolf Hofastronom. Anhand der Daten vom Mars in Tycho Brahes großem Zahlenwerk identifizierte Kepler als Erster den Umlauf um die Sonne als nicht kreisförmig, sondern als elliptisch. Daher ist in der Skulptur in das System der elliptischen Planetenumkreisung ein kleines Symbol des roten Planeten Mars aufgesetzt. Letztendlich half Kepler, das heliozentrische Weltbild als eine physikalische Tatsache zu sehen. Zum Teil war Kepler aber auch einem Mystizismus und der Astrologie verbunden. Im Jahr 1604 sah er eine große Supernova. Er sah in der Konjunktion von Jupiter und Saturn aus dem Jahr 1603 nicht nur einen Zusammenhang, sondern vielmehr die Ursache für den neuen Stern. Das wiederum bezog er dann auch auf das Erscheinen des Sterns von Betlehem. Im Gegensatz zu Tycho Brahe, der die Wirklich maß und in Zahlen ausdrückte, ist Kepler der große Seher und Denker einer „gesetzmäßigen Wirklichkeit“ und somit der zweite Mann auf meinem Podest der empirischen Wissenschaften auf dem Weg in die Neuzeit.