Marduk II

In den alten sumerischen Religionen und Erzählungen spielt der Obergott Marduk eine große Rolle. Diesbezügliche Beschreibungen finden sich auch bei den Skulpturen „Marduk I“, „Marduk II“, „Marduk III“ und „Marduk IV“. Die Sumerer und Babylonier waren um eine Kultur gruppiert, die sehr intellektuell und abstrakt denken konnte. In der Zahlenwelt bedienten sie sich der Arithmetik mehr als der Geometrie, von denen letztere in Ägypten eine große Rolle spielte. Die Idee des allweisen Marduk war, dass er gleichzeitig und permanent die gesamte Welt sehen konnte. Der von uns entworfene „Marduk II“ verfügt über, jeweils um 120° versetzt, drei Körper mit drei Köpfen. Die Figur des Marduk eröffnet immer neue Ansichten, wenn man um sie herumgeht. Das liegt an der breiten Ausführung der drei Körper eines einzigen Wesens auf einem Y-förmigen Fuß. Die großen runden Augen mit einem jeweiligen Blickbereich von mindestens 120° gewährleisten von oben her die Rumdumsicht. Auch die breiten Ohrsensoren gestatten eine Abdeckung der Schallwellen aus dem gesamten Raum um ihn herum. Während der Mensch nur die Richtung nach vorne kennt, kennt Marduk gleichzeitig die kreisförmige Auflösung der gesamten Welt nach vorne, hinten, rechts, links und rundherum. Das große Gehör und das Gesicht von Marduk werden noch ergänzt durch einen oben befindlichen Vogel, der von oben zusätzliche Informationen übermitteln kann. Das große, auch schriftlich hinterlassene mythologische Werk beziehungsweise das große religiöse Werk des Marduk-Kultes war das Enūma eliš. In dessen erstem Kapitel ist die Genesis, die wir aus dem „Alten Testament“ der Bibel aus Moses 1 kennen, bereits beschrieben und vorweggenommen. In religiöser Sicht knüpft das Gebilde der Skulptur des Marduk II an einen allwissenden und allmächtigen Gott an, der zum Beispiel im Christentum dreifach gegliedert ist in Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist.