Marduk IV

In einem Zyklus von historischen Priestergestalten, die daneben auch Philosophen und Religionsstifter waren, haben wir in unserem Zyklus der babylonischen Kultur vier Gestalten des Marduk geschaffen. Der vor Jahrtausenden im Dreistromland aufgekommene Name „Marduk“ liest sich sumerisch als „samar-urtuk“, das heißt, der Jungstier des Sonnengottes. In der babylonischen Religion war er Sohn der Ea. Ursprünglich der Stadtgott von Babylon, wurde er unter „Hammurapi“ ca. 1.700 v. Chr. zum Gott des gesamten assyrischen Reiches. Er galt als Schöpfer des Universums und der Menschheit. Zu seinen 50 Ehrentiteln gehörte auch „asarilucki“, das heißt, Gott der Weisheit und des Beschwörungsrituals. Bei der Stahlkulptur „Marduk IV“ handelt es sich um eine religionsstiftende Götterskulptur, deren großes Anliegen das Verhältnis von Gott zu den Menschen ist. Die drei Körper von Marduk sind jeweils um 120 Grad zueinander versetzt. Dadurch kann niemand unbeobachtet hinter ihm stehen. Seine Häupter auf den drei Trägerfiguren sind gekennzeichnet durch einen Spitzbart und ein Gesicht, das sowohl nach innen wie auch nach außen blickt. Im Inneren hat Marduk die Erkenntnisse aus seinen drei Gesichtern über die Verbindungen des Körpers vom Stamm zum Kopf und vom Kopf zum Stamm eng vernetzt. Dadurch entsteht in ihm ein totales Rundum-Weltbild von seiner Welt einschließlich der Erde. Für uns Menschen, die sich nur zum Laufen nach vorne entwickelt haben, ist das Bild der quasi „siamesischen Drillinge“ in einer einzigen Personalfigur zunächst verwirrend und überfordernd. Wir akzeptieren sehr schnell, dass dieser Gott mit all seinen Fähigkeiten über uns gestellt ist.