Sensoriktunnel, der menschliche Erkenntnisraum

Als Neurootologe habe ich mich ausschließlich mit den menschlichen Kopfsinnen beschäftigt. Mit Fragen über Welterkenntnis und Weltbilder des Menschen habe ich meinen Weg zur modernen Kunst gefunden. Wesentlich waren dabei Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung“ sowie Senecas Erkenntnis „Nichts gelangt in den Verstand des Menschen ein, es sei denn, es ist durch die Pforten der Sinne gegangen!“. Darauf baut die Skulptur vom „Sensoriktunnel“ auf, als Symbol eines modernen Mythos vom tatsächlich durch den Menschen erreichbaren Weltbild. Der Sechsfachring (Hexagon) vorne symbolisiert den Kohlenstoff, des materiellen Grundstoffes allen irdischen Lebens. Der Achtfachring (Oktaeder) des Silizium hinten symbolisiert das Ringsilikat. Siliziumstrukturen als Basis der Computer gestatten eine viel schnellere Datenverarbeitung. Hexagon und Oktagon symbolisieren eine mögliche, von der Computertechnik angestoßenen Entwicklungsrichtung vom Kohlenstoff zum Silizium. Im röhrenartigen, schrägen Sensoriktunnels laufen über 60 menschenartige Figuren herum. Wenige von ihnen versuchen, durch die großen Löcher in Wänden und Boden des Sensoriktunnels nach außen zu blicken. Sie sind Welterweiterer oder „Erranten“, die (zufällig) das Neue entdecken. Die Menschen halten mit ihren begrenzten Sinnen den Sensoriktunnel für die die einzige Welt und sind sich ihrer Begrenzung kaum bewusst. Die modernen Naturwissenschaften lehren uns jedoch, dass die Welt ganz anders aufgebaut ist. In das „Segment des Weltalls“ außerhalb des Sensoriktunnels ziehen die Seelen verstorbener Tiere und Menschen um. Die Skulptur nimmt spekulativ an, dass hier in „Blinden Flecken“, d. h., für unsere begrenzten Sinne verborgene Räume, die Seelen der verstorbenen Tiere und Menschen weiterleben könnten.