Capra Coelestis II – Heidrun

In der germanischen Mythologie steht Heidrun für das geheimnisvolle Wesen einer unsterblichen Ziege, deren Euter mit Met gefüllt ist. Die Himmelsziege Heidrun spielte in alten germanischen Zeiten bereits eine große Rolle, da sie ganz oben in der Weltenesche Yggdrasil lebte. Heidrun trägt im vorliegenden Fall meiner Skulptur neun Zähne in ihrem Scherwerkmaul, mit dem sie die wachsenden Bäume zurückschneidet. Dem liegt wohl der Gedanke zugrunde, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen sollten und dass es irgendwie einen Wachstumsbegrenzungsmechanismus geben müsste. In diesem Fall war es eben die magische Ziege, von der bekannt war, dass sie immer wieder an Bäume heranging und sie dann abgefressen hat. In der germanischen Mythologie galt die Ziege in dem Weltenbaum Yggdrasil als biologischer Begrenzer. Heidruns sägeartiges Gebiss mit ihren neun Zähnen ermöglicht es ihr, die stetig wachsenden Bäume zurechtzuschneiden. Sie ernährt sich von den Baumästen und wandelt sie in Kot, Urin und Met um, welche sie aus den Bäumen herab auf die darunter stehenden Menschen herunterregnen lässt. Auch diese Ziege symbolisiert im übertragenen Sinne eine Begrenzerin der Formen in der lebenden Welt.