Charons Stafettenturm am Styx, am Tor zum Jenseits

In der griechischen Mythologie fährt der alte Fährmann Charon die Toten für einen Obolus über den Totenfluss, den Styx oder die Lethe, ins Paradies des Totengottes Hades hinüber. Nur wer Begräbnisriten empfangen hatte und den Charonspfennig (Obolus) bezahlte, wurde über den Fluss gebracht. Unbestattete Tote mussten am Ufer des Styx umherirren. Die Konzepte früherer Skulpturen im Eisenpark von Eisenbühl umfassen die so genannten „Stafettenmenschen“. Dabei gehen wir von einer begrenzten Zeit des Menschen im Diesseits aus. Als Ausdruck seiner Produktivität im Leben hat der Mensch all seine Werke quasi in einer Stafette zusammengelegt. Für den Übergang vom Diesseits zum Jenseits verwenden wir vielfach das alte Bild der Überfahrt durch Charon. Dabei bleiben die Werke des Menschen, die er in seiner Stafette akkumuliert hat, in seiner alten Lebenswelt zurück. In meiner Skulptur von „Charons Stafettenturm am Styx“ steht Charon oben auf seinem Nachen, mit dem er seine Passagiere transportiert. In seiner rechten Hand hält er einen kreisrunden Obolus für die Überfahrt. In der linken Hand hält er sein Steuerruder. Trotz großer Löcher auf beiden Seiten im Rumpf ist es aber Charons Besonderheit, dass sein Nachen nie untergeht und er die Verstorbenen trotzdem befördern kann. Einer der beiden Schiffspassagiere meiner Skulptur blickt nach vorne hinein ins Reich der Toten, der andere wiederum noch rückwärts zum Reich der Lebenden, das er jetzt verlässt. Der Stafettenturm des Charon am Todesfluss mit Lebensstafetten von gerade Verstorbenen nimmt sich der Überlegungen an: „Wie verhält es sich um die Werke, die die gerade Verstorbenen hier zurücklassen, und wie verhält es sich um die Seelen derjenigen, die ins Jenseits übersetzen?“