Tortulobo I (Pedro)

Die moderne Gentechnik erlaubt im Sinne eines „Genetic engineering“ gezielte Eingriffe in das Erbgut und damit in die „Blaupausen des Lebens“ vieler Arten. Auf diesem Wege kann der Mensch im Sinne von Goethes „Zauberlehrling“ ganz neue Lebewesen schaffen. Darin sehe ich ein großes Problem. Die Skulptur „Tortulobo I – Pedro“ ist die zukunftsfantastische genetische Verbindung einer Schildkröte mit einem sehr langen Lebensweg (Tortuga) und einem Seelöwen mit großer Kraft und zupackender Energie (Lobo del Mar). Dabei geht es um den Hintergrund des durch uns Menschen abgelegten Genoms, also dem Bauplan von unseren Genen (Human Genom), aber auch denen von Wirbeltieren, anderen Tieren und Pflanzen. Schon in der Antike hat man sich Mischwesen wie zum Beispiel den Kentaur aus Mann und Pferd und die Nemeride aus Frau und Fisch gedanklich vorgestellt. Damals hatte man noch keine Kenntnisse von den genetischen Bauplänen der Lebewesen, die sich schließlich auch im äußeren Erscheinungsbild, dem Phänotyp, äußern. Seit 1972 kann der Menschen mit Hilfe der Gentechnik Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere vermischen. Heute warnen die Wissenschaftler vor den möglichen Gefahren der Gentechnik. Der Mensch kann quasi göttlich in die Neugestaltung des Lebens und der Individuen auf der Erde eingreifen. Ausgehend vom alten Sprichwort „Tugendhaftigkeit ist Mangel an Gelegenheit“ darf in dem genetischen Planen von Lebensbauplänen auch das Gegenteil gedacht werden. Aus diesen Gedanken heraus ist der Tortulobo I–Pedro entstanden. Dabei ist Pedro Estelrrich, mein erster ausländischer Assistent an der Universität Würzburg in der Neurootologie, zu erwähnen. Pedro kam aus dem fernen Land Argentinien mit der großen Sammlung von vergangenen Tieren wie den Walen und Dinosauriern, im großen Staatsmuseum von La Plata aus Rio de la Plata am südlichen Atlantik.